Mittwoch, 13. Juli 2011

Joseph E. Stiglitz irrt sich - keine Lösung durch reines Wirtschaftswachstum

Im Aufsatz »Die ideologische Krise des Kapitalismus westlicher Prägung«, zu finden auf den Seiten des Project Syndicate (Quellenlink), gibt Joseph E. Stiglitz, Ökonomie-Nobelpreisträger, folgende Aussage zum Besten:
"... Es gibt eine Alternative: eine von Europäischer Union und Internationalem Währungsfonds unterstützte Strategie zur Stärkung des Wirtschaftswachstums. Ein derartiges Wachstum würde das Vertrauen wiederherstellen, dass Griechenland seine Schulden zurückzahlen kann, was zu sinkenden Zinsen führen und mehr finanziellen Spielraum für weitere wachstumssteigernde Investitionen lassen würde. Wachstum selbst erhöht die Steuereinnahmen und verringert die Notwendigkeit von Sozialausgaben wie z.B. Arbeitslosenhilfe. Und das hierdurch geschaffene Vertrauen führt zu weiterem Wachstum. ..."
Herr Prof. Stiglitz argumentiert hier ziemlich normativ keynesianistisch und mechanistisch. Zur eigentlichen Strategie wird hier nicht Stellung genommen. Schade drum. Ohne konkrete Strategie kann man diesen Text nicht interpretieren. Meint er gar vielleicht eine marxistische Revolution, die von EU und IWF finanziert werden bei Zunahme der Staatsverschuldung? Wohl kaum.

Die Argumentation in seinem Text ist aus meiner Sicht ziemlich steril, sucht er doch die Schuld politisch bei den Rechten:
"... In den USA droht dieses Wiedererstarken der Rechten, die offensichtlich die grundlegenden Gesetze der Mathematik und der Ökonomie außer Kraft setzen wollen, zu einem Zahlungsausfall bei den staatlichen Schulden zu führen. ..."
Es läßt sich trefflich darüber streiten, ob dieses Kriterium wirklich die zentrale Ursache widerspiegelt. Er bleibt damit genauso wie Albrecht Müller von den Nachdenkseiten der alten keynesianistischen Denktradition verhaftet. Sie haben ja in Vielem recht, bloß hat deren Analyse des bisherigen Geschehens einen blinden Fleck. Für mich enthält dieser Blinde Fleck die Weigerung, eine zwanghafte Entwicklung des reiferen Kapitalismus in den Bereich des Möglichen zu ziehen. Außerdem halte ich es für ziemlich unsicher, den Kapitalismus in den Jahren vor der monetaristisch neoliberalen Wirtschaftspolitik als positiv bewerten zu können.

Albrecht Müller berichtet von einer neoliberalen Meinungsmache, die die Gesamtgesellschaft durchdringt. War das in den Zeiten des eisernen Vorhangs wirklich anders? Wenn die heutigen gesellschaftlichen Machtverhältnisse in den alten Machtverhältnissen bereits enthalten waren, dann verstehe ich nicht, dass dies unberücksichtigt bleibt. Beide sind auch Teil des Establishments und profitieren finanziell vom gegenwärtigen System. Insoweit ist deren Blindheit verständlich, könnte eine umfassendere Reflexion das eigene Denkgebäude heftig ins Wanken bringen.

Eine neue Wirtschaftsordnung bedarf der »Waffengleichheit« der gesellschaftlich beteiligten Kräfte und nicht der fortdauernden Herrschaft einer gesellschaftlichen Oberschicht. Gibt es irgendeine gesellschaftliche Rechtfertigung der Gnade der reichen Geburt? Dies hier als Denkanstoß.

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